Auf, auf ins Gebirg'!
Von Kyzylorda haben wir unsere Reise mehr oder weniger motiviert fortgesetzt. Wir mögen Kasachstan wirklich gerne. Aber schön langsam bekommen wir genug von den eeeeendlos langen geraden Straßen. Und die ständige Huperei (auch wenns wahrscheinlich nett gemeint ist) geht uns gewaltig auf den Zeiger... Nach 5300 km hatte ich dann meinen ersten Platten. Da darf man sich wirklich nicht beschweren. Wir sind echt lange verschont geblieben. Ein fieser kleiner Dornenstachel hat sich durch die Decke in den Schlauch gebohrt. Die Luft war also heraußen. Nicht nur aus dem Reifen. Auch aus uns. Wie passend...
Weiter ging's Richtung Türkistan. Da war die Melonenernte grad voll im Gang. Ständig wurden wir zum Melonenessen eingeladen. Sehr ungern mussten wir ein paar der Einladungen ausschlagen, sonst würden wir immer noch am Straßenrand sitzen - mit einer Wassermelone in der Hand :) Im Schatten einer Brücke haben wir gerade Wasserpause gemacht und zum hundertsten Mal geschaut wieviele km es noch bis Shymkent sind, als ein Auto neben uns geparkt hat. Eine halbe Stunde vorher hat uns die Familie schon mal überholt und "Welcome in Kazakhstan" gewünscht. Diesmal steigt die Frau aus und erklärt uns, dass sie nochmal schnell heimgefahren sind, um uns ein Geschenk zu holen. Sie drückt uns Unmengen an Schoko- und Nussriegel in die Hand. Als hätte sie gewusst, dass wir genau sowas jetzt brauchen. Komplett überzuckert aber glücklich fahren wir weiter.
Tags darauf haben wir im Schatten eines türkischen LKW Pause gemacht. Der Fahrer hat uns eingeladen Chai mit ihm zu trinken. Kurzerhand hat er dann noch Omlett, lecker Oliven und Feta aufgetischt. So ein Festschmaus!!!
Schließlich haben wir Shymkent erreicht. "Shymkent" war in den letzten Wochen immer unsre Antwort, wenn uns die Leute gefragt haben, wohin wir in Kasachstan denn fahren. Es war der Ort, aus dem die ganzen lecker Melonen kommen. Endlich waren wir auch da. Wenn auch nur kurz. Haben uns Geld für Kirgistan wechseln lassen und unsre Energiespeicher bissal aufgetankt.
Bis zur kirgisischen Grenze waren es dann nur noch zwei Tage. Die Landschaft hat sich massiv verändert, am Horizont konnten wir die westlichen Ausläufer des Tian Shan Gebirges erkennen. Und unsre Strecke wurde auch wieder (schön) hügelig. Wir sind auf über 1100 Meter gekommen, was sich auch deutlich an den Temperaturen bemerkbar gemacht hat. In der Früh mussten Fließ und Windstopper herhalten.
Am Abend des 17. Augusts standen wir dann mit den LKWs vor dem Grenzübergang in einer Reihe. In alter Manier wurden wir nach vorne gewinkt. Ratzfatz hatten wir den Ausreisestempel im Pass. Gerade steigen wir auf unsre Räder, um die letzten Meter in Kasachstan zu fahren als von hinten ein Mann kommt und mir eine Melone in die Hand drückt. Ich muss schmunzeln. Ein passenderes Abschiedsgeschenk hätten wir nicht bekommen können.