Freudiges Wiedersehen & get the hell out of here
Während unsres Aufenthalts in Chengdu hat in China die Golden Week begonnen. Anlässlich des Nationalfeiertags am 1. Oktober hat halb - ganz China eine ganze Woche lang frei. Alle Reiseführer und gscheiden Leute raten, sich während dieser Woche in großen Städten aufzuhalten. Soweit hätten wir noch alles richtig gemacht. Nur wollte ich gerne auf den Mount Emei Shan, einen der heiligen vier Berge Chinas, kraxeln. Der Reiseführer sagt, man sollte das eher nicht in dieser Feiertagswoche tun. Wir waren also auf viele Leute vorbereitet und wollten uns einfach einen Spaß draus machen, Chinesen beim Sightseeing zu beobachten. Klingt in der Theorie ganz gut. Nur leider haben wir nicht mehr daran gedacht, dass wir Menschenmassen beim Reisen eigentlich nicht mögen. Beim Anstellen um die Tickets haben wir noch gute Miene zum bösen Spiel gemacht. Zwar Unmengen an Menschen, aber dass die Dame am Schalter meine ÖAMTC Clubkarte als Studentenausweis akzeptiert hat, und wir dadurch ein Ticket zum halben Preis bekommen haben, hat uns etwas abgelenkt ;-) Unser Plan war mit dem Bus in die Nähe des Gipfels zu fahren, dann die paarhundert Höhenmeter raufzuwandern, irgendwo am Berg in einem Kloster zu übernachten, am darauffolgenden Tag zurück zum Fuße des Berges marschieren und nach Chengdu fahren. Aber 1. kommts immer anders und 2. als man denkt... Die Busfahrt zum Fast-Gipfel hat doppelt so lange gedauert wie geplant. Durch die Massen an Touristenbussen kam es zu einem Verkehrschoas - es ging weder nach vorne noch zurück. Auf 2400 Metern Höhe ging dann die sportliche Betätigung los. Allerdings waren neben uns noch ca. 10 000 Chinesen (die Damen teilweise in Kleidchen, Kostümchen, High Heels und anderem unpassendem Schuhwerk) am Weg zum Gipfel. Wir mussten uns dem Tempo der Masse anpassen. Dementsprechend spät sind wir am 3077 m hohen Gipfel angekommen. Oben gibt es einen wunderschönen Tempel, eine riiiiiesige Buddhastatue und (angeblich) eine tolle Aussicht. Wir haben vor lauter Nebel so gut wie gar nix gesehen. Durch die ganzen Verzögerungen hätten wir es vor Einbruch der Nacht nimma zu einem Tempel mit Übernachtungsmöglichkeit geschafft. Haben uns also dazu entschieden wieder den Bus ins Tal zu nehmen und dort zu übernachten. Die Fahrt (normalerweise 1,5 Stunden) hat ganze 5 Stunden gedauert. Die sind einfach nicht fähig auf der rechten Fahrspur zu bleiben. Man könnte wirklich glauben, der Feiertag is heuer das erste Mal, so wie die organisiert sind. Um 10 in der Nacht waren dann auch noch alle bezahlbaren Zimmer ausgebucht... Wir hatten Riesenglück - durften für einen Spottpreis in einem Guest House auf den Couchen in der Lobby schlafen. Am nächsten Tag sind wir nur noch ein bissal am Fuße des Berges herumspaziert bevor wir den Ort fast fluchtartig wieder verlassen haben...
Von Chengdu weg sind wir den Nachtzug in Richtung Süden nach Kunming gefahren. Hatten wieder eine gemütliche Pritsche zum Schlafen und die 18 Stunden sind ratzfatz vergangen. Je näher wir Kunming gekommen sind, umso nervöser wurde ich. Immerhin hatten wir vor 3 Wochen unsre Räder hierher schicken lassen. Am Bahnhof angekommen sind wir erst mal herumgeirrt, weil wir die Cargohalle nicht gefunden haben. Sehr widerwillig hat uns eine Angestellte dann hingebracht. Haben beim Schalter unsren Bestätigungszettel abgegeben und gezittert (bitte nicht meyo, bitte nicht meyo, bitte nicht meyo,...). Und siehe da, aus der Ferne haben wir unsre Räder heranrollen sehen :) :) :) Noch dreckiger und staubiger als vorher (wir waren selbst überrascht, dass das noch geht), Manis Glocke war gebrochen, die Schaltung verstellt und verschoben. Aber wir hatten unsre Räder wieder!!
Nachdem wir ins Hotel eingecheckt haben, sind wir gleich zum Busbahnhof gefahren um Tickets nach Mengla (vorletzte Stadt in China vor Laos) für den darauffolgenden Tag zu kaufen. Wir hätten noch ein paar Tage gehabt, aber wir hatten einfach genug von China. Wollten nix (und vor allem niemanden) mehr sehen. Die Fahrradfahrt zur Busstation war nervenaufreibend. Grundsätzlich gibts für Moped- und Radfahrer einen eigenen Streifen. Soweit so gut. Aber jeder fährt irgendwie, in alle Richtungen. Bei Kreuzungen hat man niemals Vorrang. Die Autofahrer kosten es richtig aus, dass sie die Stärkeren sind. Drei Mopedunfälle haben wir in 1,5 Tagen gesehen. Einer davon hat dramatisch geendet... Diese 15 km Fahrt hat uns darin bestätigt, dass es die richtige Entscheidung war in China nicht zu radeln!
Unser Nachtbus war zum Glück nicht ausgelastet, noch dazu hatten wir einen netten Busfahrer ("muss ein Laote sein..."). Konnten unsre Gefährte problemlos und ohne Aufpreis verstauen, mussten bloß alle Reifen abmontieren. 13 Stunden später sind wir in Mengla angekommen und konnten es kaum erwarten endlich wieder zu radeln (und China zu verlassen). Mani hat sich voller Motivation ans Zusammenbauen gemacht, als ich ihn plötzlich fluchen gehört hab. Vor lauter Übermut, dass unsre Räder den Transport so gut überstanden haben, hat er den Schnellspanner seines Vorderrades so fest zugeschraubt - dass dieser abgebrochen ist. SCHOCK. So einen Ersatzteil hat man natürlich nicht dabei. Wie immer waren wir von Asiaten umzingelt, die jeden Handgriff beobachten, diskutieren und analysieren. Zum ersten Mal war ich froh darüber. Mani (definitiv unter Schock stehend) hat noch irgendwie versucht die Lage zu retten. Aber das Teil war ab. Und wir waren auf Hilfe angewiesen. Einer der Umstehenden hat Mani zu einem Taxler gebracht und die beiden haben die halbe Stadt nach einem passenden Ersatzteil abgesucht - und sind zum Glück fündig geworden. Manis Vorderreifen schaut inzwischen aus wie eine "zaumgschwoasste Scheißheisltia", wie man bei uns so schön sagt. Somit stand unsrer Abfahrt nun wirklich nichts mehr im Wege.
Wieder auf dem Rad zu sitzen hat sich richtig gut angefühlt. Da haben wir erst bemerkt, wie sehr wir es vermisst haben und wieviel Spaß es uns macht. Noch dazu, weil wir jetzt ohne die vorderen Satteltaschen und um soviel leichter unterwegs sind. Die Strecke war schön zum Fahren, links und rechts Bananenplantagen und auf der Straße kaum Verkehr. Sind gut vorangekommen und haben am frühen Nachmittag die chinesische Grenzstadt Mohan erreicht. Das "Abenteuer" China war somit vorbei.