im Eiltempo durch Russland
Unsere letzte Nacht in Belarus haben wir im Zelt verbracht. Diesmal haben wir sogar richtig gut geschlafen :) Am 1. Juli zeitig in der Früh haben wir uns auf den Weg nach Russland gemacht. Unser Visum war nun eeeendlich gültig. Endlich können wir uns wieder frei bewegen und gscheid Gas geben. Die Freude auf das neue Land war also groß. Und sowieso ist jeder Grenzübertritt etwas ganz Besonderes für uns. Voller Spannung sind wir also losgeradelt. Nach einigen Kilometern konnten wir beim Wasser kaufen nur noch in Rubel bezahlen. Laut Navi war die Grenze auch griffbereit. Wir waren nervös. Werden uns die Grenzbeamten problemlos einreisen lassen? Vor uns ist ein großer Bogen mit dem Schriftzug "Russland" aufgetaucht, wir wurden durchgewunken und dann - war da nix mehr. Außer Wald. Die ersten paar km waren wir überzeugt, dass die Passkontrolle sicher gleich kommt. Inzwischen ist mal ein Autofahrer stehen geblieben ("Welcome to Russia!"). Nach 35 km und bereits etlichen Abzweigungen haben wir eingesehen, dass die erwartete Grenzkontrolle wohl nicht mehr kommt. Kurzfristig hab ich geglaubt, dass wir es tatsächlich geschafft haben, daran vorbeizufahren. An einer Tankstelle wurde uns dann mit Händen und Füßen erklärt, dass die Grenze zwischen Belarus und Russland offen ist. Und wie immer: lesen hilft! Die Immigrationcard, die wir bei der Einreise nach Belarus bekommen haben, ist tatsächlich auch für Russland gültig... Jajaaa, da beschafft man sich mühsam ein Visum und dann wirds auf der Grenze nicht mal angeschaut und abgestempelt.
Unser Vorsatz für Russland: in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Kilometer zu schaffen. Landschaftlich schauts genauso aus wie bei uns am Land. Viele Felder und Wälder und hügelig ist es auch wieder. Von dem Aspekt her ist das Land (auf der von uns gewählten Route) nicht so spannend.
Da wir den direktesten Weg nach Kasachstan nehmen, fahren wir leider zeimlich viel auf der Hauptstraße. Der Verkehr ist super nervig und die russischen Auto und LKW Fahrer sind leider nicht mehr sehr zuvorkommend... Die Straßen sind großteils sehr gut zu befahren. Zwischendurch sind aber öfter mal Abschnitte, die eigentlich nur aus einer Aneinanderreihung von Schlaglöchern bestehen.
Begeistert sind wir von den Russen (ohne Kraftfahrzeug). Die Leute sind total nett, freundlich und hilfsbereit. Haben absolut nichts mit dem Schlag zu tun, den man in All Inclusive Hotels antrifft...
Inzwischen sind wir Zeltprofis. Jede Nacht eine Unterkunft zu finden ist fast nimma möglich (bzw. wäre mit extrem viel Stress und Hetzerei verbunden). Drum schlagen wir jetzt öfter unsren Wigwam auf und kochen traditionell Nudelsuppe :) Die Suche nach einem Zeltplatz ist um einiges zeit- und nervensparender als jene nach einem Hotel... Da wir die Uhr schon wieder einer Stunde nach vorne gestellt haben, ist es am Abend nun extrem lange hell (bis ca. 23 Uhr). Das kommt uns zu Gute, weil wir somit ohne der Angst fahren können, dass es finster wird bevor wir a Platzal zum Schlafen haben.
9 Tage lang sind wir jetzt jeden Tag gefahren, ohne Pausetag. Die Stimmung war mal besser, mal schlechter. An manchen Tagen hatten wir Lust die Räder zu verkaufen (an den meisten Tagen hätten wir sie aber auch einfach verschenkt :D). Sind jeden Tag fleißig geradelt und haben unsren Tages-km-Rekord bereits 3x gebrochen (aktueller Stand: 141 km - somit haben wir auch unsren persönlichen Allzeitrekord eingestellt). Außerdem haben wir die 2000 km Marke geknackt :)
Nach dem Gewaltsmarsch an Radfahr-Tag-ohne-Pause 9 (141 km, über 8 Stunden im Sattel, Gegenwind - oh wie ich ihn hasse und teilweise widrigen Straßenverhältnissen) haben wir unsre körperlichen Grenzen fürs Erste mal erreicht. Die Knie schmerzen und von den Wölfen wollen wir gar net erst anfangen ;-)
In Tambov werden wir uns jetzt 2 Tage erholen, neue Kräfte sammeln und Motivation tanken. Wir haben so ziemlich genau die Hälfte der Strecke in Russland zurückgelegt. Bis zur kasachischen Grenzen sind es noch ca. 750 km. Die wollen wir bis zum 21. Juli bewältigen. Wir können es schon gar nicht mehr erwarten, dass sich die Landschaft rundum uns herum verändert.