Kamele und Hitze in der Steppe

10.08.2014 12:16

Der erste Tag nach der Pause in Aktöbe hat vielversprechend begonnen. Kaum waren wir aus der Stadt draußen haben wir unsere ersten Kamele gesichtet. Die Tiere sind so kuul. Wir fragen uns ständig, wie so eine Anatomie zustande kommt :D Immer wieder sehen wir die Viecher am Straßenrand und in der Steppe herumstehen. Wir freuen uns jedes Mal, wenn wir welche sehen und auch die Kamele mustern uns ganz genau (zumindest schauen sie uns immer nach). 

Auf unsrem Weg Richtung Südosten haben wir zwar immer noch keine anderen Radlfahrer getroffen (wo sind die alle??? ), dafür andere Touristen. Schweizer und Engländer haben für einen kurzen Plausch angehalten und unsere Wasserreserven wieder aufgefüllt. Schön, mal wieder mit anderen Leute zu sprechen (wobei wir vom Schweizerischen und dem extremen British English circa genausoviel verstanden haben wie vom Russischen...). 

Unsere ersten Tage in Kasachstan waren von der Temperatur her sehr angenehm. Teilweise sogar recht frisch und nachts waren wir über unsere dicken Schlafsäcke froh. Inzwischen ist der Sommer allerdings eingetroffen. Um die Mittagszeit ist an Radfahren nicht mehr zu denken. Bei Temperaturen um die 42º C ohne schattenspendende Bäume oder Büsche in Sicht, verziehen wir uns lieber in eines der Kafecis (unsere Oasen auf dem Weg durch die Steppe). Da sitzen wir dann stundenlang herum, schlafen, essen Snickers und trinken literweise Schwarztee :) Allgemein ist unser Flüßigkeitsbedarf extrem gestiegen. Zur Sicherheit wurde ich kurzerhand zum Kamel umfunktioniert und so transportiere ich immer einen 5 Liter Not-Wasserkanister mit mir herum (immerhin macht mich der bergab a bissal schneller...).

Als wir am Nachmittag wieder mal von einem Kafeci aufgebrochen sind, haben uns ein paar Truckfahrer an den Straßenrand gewunken. Die haben sich gerade in einem Tümpel gewaschen. Die konnten einfach net glauben, dass wir mit dem Radl nach Shymkent (DIE Stadt im Süden, wo alle LKWs herkommen ) fahren. Einer wollte uns uuumbedingt mitnehmen. Wir haben dankend abgelehnt und sind weitergefahren. Nach 5 Minuten hat uns ebendieser LKW überholt, der Beifahrer hat das Fenster aufgemacht und Mani einen 1000 Tenge Schein in die Hand gedrückt. Das sind ca. 4 € und entspricht zwei Hauptmahlzeiten. Wir waren baff von dieser Geste. Erst mal sind wir ein paar Minuten sprachlos nebeneinader hergefahren. Wurden dann kurz von einem türkischen Trucker aus den Gedanken gerissen, der uns Wasser geschenkt und Essen angeboten hat. Diese Erlebnisse beschäftigen uns noch lange. 

"Mittendrin statt nur dabei" lautete unser Motto kurz bevor wir die Stadt Kyzylorda erreichten. Eine Baustelle nach der anderen, und das auf einer Strecke von 40 km. Mani fährt sehr gerne durch die gesperrten Abschnitte. Vorteil: oft mal ganz neuer Asphalt, kein Verkehr. Nachteil: unfertige Brücken, unüberwindbare Schotter- und Erdhaufen. Also waren wir diesmal gezwungen auf den tollen Sandpisten zu fahren. Kurz vorher meinte ich noch zu Mani, dass ich mich gar nicht entscheiden kann, ob ich Gegenwind oder Baustelle **** finde. Wie schön, dass mir die Wahl abgenommen wurde. Wir haben beides bekommen... Komplett eingestaubt (Manis Ähnlichkeit zu Tom Hanks in "Cast Away" wird immer deutlicher) und erschöpft haben wir dann unser Ziel erreicht. In Kyzylorda rasten wir nun 2 Tage bevor es am 11. August wieder weiter geht. 

Seit 19 Tagen sind wir nun in Kasachstan unterwegs und haben 1650 km zurückgelegt. Bis zur kirgisischen Grenze sind es noch ca. 700 km, welche wir in den kommenden 10 Tagen bestreiten wollen. 

Danke für die lieben Kommentare und Nachrichten, die wir von euch erhalten und die uns sehr motivieren. Viele liebe Grüße!